Am Freitag hielt die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre 117. ordentliche Generalversammlung. Zum vierten Jahr in Folge schlich Bitcoin auf das Tagesprogramm. Luzius Meisser, Schweizer Krypto-Pionier und Vertreter der Bitcoin-Initiative, präsentierte der SNB erneut die Argumente für eine Investition in das digitale Gold.

Unter dem Namen "Für eine finanziell starke, souveräne und verantwortungsvolle Schweiz (Bitcoin-Initiative)" lancierte ein privates Komitee im Dezember eine Volksinitiative , um die Schweizerische Nationalbank zu Investitionen in zu Bitcoin verpflichten. Konkret würde der Vorschlag den Auszug der Bundesverfassung ändern, der eine Währungsreserve in Gold vorschreibt. Zusätzlich soll die SNB einen Teil der Reserven in Bitcoin halten. Bis Ende Juni 2026 läuft die Sammelfrist. An der diesjährigen Generalversammlung der Nationalbank nutzte der Mitinitiant Luzius Meisser erneut die Gelegenheit, um für den Vorschlag zu werben.

Bitcoin als Absicherung in Krisenzeiten

Die zweiminütige Rede skizzierte kurz die Argumente für eine Investition in Bitcoin. Auf der einen Seite habe das digitale Gold den widrigen Marktphasen der vergangenen Jahre getrotzt und neue Höchststände erreicht. Diese Widerstandsfähigkeit und Absicherung gegen eine potenziell drohende Dollarkrise mache Bitcoin für Institutionen wie die Schweizerische Nationalbank attraktiv. Zusätzlich haben die Vereinigten Staaten bereits mit der Anhäufung einer nationalen Reserve begonnen. Für die Schweiz wäre es wohl besser, ein "First" statt "Last" Mover zu sein.

Luzius Meissers Ansprache zu einer Bitcoin-Anlage / Quelle: SNB-Livestream

In der Ansprache verweist Meisser auf das ökonomische Konzept einer "Arrow-Security". Dieses beschreibt ein Finanzinstrument, das nur unter bestimmten Bedingungen ausgezahlt wird und in der Regel eine Wette auf ein einzelnes zukünftiges Ereignis darstellt. Für den Bitcoin-Experten ist die Kryptowährung eine Wette auf erodierendes Vertrauen in Staatspapiere und herkömmliche Währungen. Die steigenden Gold- und Bitcoin-Kurse unterstreichen diese These, so Meisser. Herkömmliche Portfoliotheorie empfiehlt eine kleine Allokation in solche Arrow-Securities, um die Risiken gewisser Zukunftsszenarien abzusichern.

Bekannte Gegenargumente des SNB-Präsidenten

Martin Schlegel, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, lehnte die Argumente unter den bekannten Vorwänden ab. Ihm zufolge weisen Bitcoin und andere Krypto-Assets "sehr, sehr hohe" Kursschwankungen auf. Ausserdem bestünden laut dem SNB-Chef Bedenken hinsichtlich der Marktliquidität. Die Notenbank müsse Devisen jederzeit kaufen und verkaufen können - gerade in Krisenzeiten.

Die Widerlegung liefert das Initiativkomitee in einer Medienmitteilung, die CVJ.CH vorliegt. Die angeblich hohe Volatilität und mangelnde Liquidität sei ein vorgeschobenes Argument, zumal sich die Liquidität von Bitcoin gemessen am Handelsvolumen in ähnlichen Höhen bewegt wie die deutscher Bundesanleihen. Innerhalb der letzten 24 Stunden setzte Bitcoin ein Volumen von knapp 20 Mrd. USD um. Selbst Grosstransaktionen sollten ohne weitere Probleme möglich sein. Die Volatilität hingegen bewege sich in der Grössenordnung von Technologie-Aktien, die fast 30% des SNB-Portfolios ausmachen.

Wichtiger als die Volatilität eines einzelnen Titels sei jedoch die Auswirkung auf das Gesamtportfolio. Anhang einer nachprüfbaren Simulation zeigt Meisser, dass die annualisierte Volatilität der SNB-Anlagen durch das Beimischen von 1% Bitcoin über die letzten zehn Jahre nur marginal von von 7.35% auf 7.47% gestiegen wäre. Der Wertzuwachs hätte sich aber fast verdoppelt - von knapp 10% auf 18%. Dadurch sprechen sowohl politische als auch ökonomische Argumente für eine Anlage in Bitcoin, so das Initiativkomitee.

Bitcoin-Beimischung im SNB-Portfolio / Quelle: Luzius Meisser, Github