Ethereum Foundation richtet Forschung & Entwicklung neu aus

Die Ethereum Foundation hat tiefgreifende strukturelle Veränderungen in ihrer Abteilung für Protokollforschung und -entwicklung bekannt gegeben. Unter dem neuen Namen „Protocol“ wird der Bereich künftig fokussierter agieren und sich explizit an drei strategischen Zielen orientieren: Skalierung von Layer 1, Effizienzsteigerung durch Blobs, und Verbesserung der UX.

Mit dem rasanten Fortschritt bei zkEVMs und der zunehmenden Reife von Layer-2-Lösungen sieht die Stiftung die Zeit gekommen, Ethereum als „Weltcomputer“ in die Breite zu tragen – nicht nur technologisch, sondern auch in seinen Werten. Um dieser Vision gerecht zu werden, wird das Protokollteam neu organisiert. Ziel ist es, Ressourcen und Expertise dort zu bündeln, wo sie den größten Nutzen für das gesamte Ökosystem bringen, wie es in einem Blogpost heißt .

Die Restrukturierung soll auch personelle Veränderungen mit sich bringen. Denn einige Teammitglieder werden die Foundation verlassen. Ihnen wird nahegelegt, sich weiter im Ethereum-Ökosystem zu engagieren – neue Teams sollen gezielt nach diesen Talenten suchen.

Strategische Leitplanken und Verantwortlichkeiten

Für jedes der drei Hauptziele wurden klare Verantwortlichkeiten definiert:

• Skalierung der Layer-1-Infrastruktur: Geleitet von Tim Beiko und Ansgar Dietrichs.
• Erweiterung des Blobspace für Rollups: Unter der Leitung von Alex Stokes und Francesco D’Amato.
• Verbesserung der Benutzererfahrung: Geleitet von Barnabé Monnot und Josh Rudolf.

Diese Teams werden von Dankrad Feist als strategischem Berater unterstützt. Die Ethereum Foundation verspricht sich davon mehr Transparenz, Verantwortlichkeit und schnellere Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis.

Trotz der neuen Struktur betont die Ethereum Foundation, dass „Protocol“ nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu anderen Core-Teams im Ökosystem fungieren soll. Man verstehe sich als Vorbild im Hinblick auf technisches Niveau, Zusammenarbeit und den Umgang mit Governance-Prozessen. Auch neue Diskussions- und Entscheidungsformate sollen etabliert werden, um die Community besser einzubinden.

Die EF ist auf Personalsuche

Aktuell sucht die Ethereum Foundation unter anderem einen UX Lead sowie einen Performance Engineering Lead. Beides sind Schlüsselrollen, um die gesetzten Ziele schneller und praxisnäher zu erreichen. Darüber hinaus ruft man dazu auf, sich über eine offene Bewerbung zu melden, wenn man sich mit der Mission identifiziert.

Mit der Umbenennung in „Protocol“ und der Neuordnung ihrer Prioritäten richtet sich die Ethereum Foundation also strategisch neu aus. Der Zeitpunkt scheint dabei nicht zufällig gewählt. Mit technologischen Durchbrüchen in Reichweite und einem zunehmend wettbewerbsintensiven Marktumfeld will man Ethereum als globale Infrastrukturplattform zukunftssicher machen und dabei die eigenen Werte nicht aus den Augen verlieren.

Die Entscheidung zur Restrukturierung ist jedoch nicht isoliert zu betrachten, sondern steht auch im Kontext zunehmender Kritik an der Ethereum Foundation. Insbesondere in Entwicklerkreisen und auf Social-Media-Plattformen wurde in den vergangenen Monaten bemängelt, dass zentrale Projekte nur schleppend vorankommen und die Kommunikation zu strategischen Prioritäten intransparent sei. Die jetzige Neuausrichtung wirkt wie eine direkte Reaktion auf diesen Druck. Man will mit neuen Strukturen Vertrauen zurückgewinnen und die Handlungsfähigkeit stärken.

Doch der Einschnitt ist nicht ohne Risiko. Der Verlust erfahrener Entwickler könnte mittelfristig zu Verzögerungen in der Protokollentwicklung führen – vor allem, wenn ihre Expertise nicht unmittelbar durch neue Strukturen oder externe Teams kompensiert werden kann.

Die Foundation bewegt sich damit auf einem schmalen Grat zwischen notwendiger Straffung und möglichem Reputationsverlust. Ob der Umbau tatsächlich den gewünschten Schub bringt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen – vor allem daran, wie schnell und effektiv die gesetzten Prioritäten in konkrete Verbesserungen auf Protokollebene münden.