Die EU-Zentralbank beklagt Stablecoins. Aufgrund der extremen Marktdominanz der US-Dollar-Stablecoins befürchtet sie einen Machtverlust und die Einbüssung ihrer Unabhängigkeit. Die Verbreitung eigener Stablecoins und einer digitalen Zentralbankwährung sollen helfen.
EU-Zentralbank beklagt Stablecoins, sieht Unabhängigkeit gefährdet
Die EU-Zentralbank (EZB) beklagt Stablecoins und sieht die Unabhängigkeit der Europäischen Union gefährdet, da US-Dollar-Stablecoins den Markt dominieren. EZB-Autor Jürgen Schaaf fordert deshalb europäische Gegenmassnahmen, die er in einem Blogeintrag darlegt.
“Stablecoins verändern die globale Finanzwelt – mit dem US-Dollar an der Spitze. Ohne eine strategische Antwort könnten die Währungshoheit und die Finanzstabilität Europas untergraben werden”, schreibt Schaaf.
Stablecoins gehören zu einem wichtigen Element des Kryptomarkts. Hier treten sie vorrangig als Handelswährungen auf. Fiatwährungen sind bis heute der globale Standard. Nutzer denken und rechnen in Schweizer Franken, Euro oder US-Dollar. Der Einsatz von Stablecoins erleichtert den Handel für Nutzer dank ihrer Wertstabilität.
Zudem ist die Nutzung von Stablecoins weniger kostenaufwändig. Die Token lassen sich schneller zwischen verschiedenen Marktplätzen transferieren. Vor dem Einsatz von Stablecoins nutzten Krypto-Marktplätze den Bitcoin als Handelswährung, der teurer, weniger wertstabil und langsamer zu versenden ist.
Schaaf gab seinen Beitrag gestern als Reaktion auf das US-amerikanische Stablecoin-Gesetz GENIUS heraus. Er erwartet durch diese Regulierung eine rasch wachsende Verbreitung US-Dollar-basierter Stablecoins.
Infolgedessen könne die Marktkapitalisierung der Stablecoins von aktuell 230 Milliarden auf zwei Billionen US-Dollar bis zum Ende des Jahres 2028 steigen. Erfahren die Token steigende Beliebtheit als Zahlungsmittel, könne der Euro ins Hintertreffen geraten. Wie so oft befürchtet die EZB einen ungewollten Machtverlust als Folge.
Stablecoin-Krieg zwischen EU und USA? Diese Massnahmen fordert die EZB
Die EZB fordert eine zunehmende Verbreitung eurobasierter Stablecoins, um der Marktdominanz des US-Dollars ein Gegengewicht zu bieten. Aktuell nehmen Stablecoins, die den US-Dollar abbilden, 99 Prozent des Marktes ein.
Schaaf argumentiert, dass EU-Institutionen den Einsatz von “ordentlich regulierten” Euro-Stablecoins gezielt unterstützen sollten, statt sich als neutrale Betrachter aus dem Marktgeschehen herauszuhalten.
Auch die Verbreitung einer CBDC – genauer gesagt des digitalen Euros – sei den Zielen der EZB förderlich. Besonders bedeutend sei allerdings eine Öffnung gegenüber der Blockchain oder im weiteren Sinne der Distributed-Ledger-Technologie. Schaaf fordert also eine Abkehr von der feindlichen Haltung, für die die EZB bis jetzt bekannt ist.
“Der verstärkte Einsatz der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) in den institutionellen Finanzmärkten ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Relevanz der künftigen Finanzinfrastruktur.”
Zu guter Letzt spricht sich der Autor für eine globale Koordinierung der Stablecoin-Regulierung aus, um Instabilität zu verhindern. Schaaf hat Sorge vor einer US-Dollar-Dominanz, schreibt er. Die modernen Bedingungen, so legt er dar, könnten sich für die EU allerdings auch als nützlich erweisen, sofern die EU die richtigen Schritte unternimmt.
“In dieser Disruption liegt jedoch auch eine Chance für den Euro, gestärkt daraus hervorzugehen”, erklärt der Autor.
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