
Von der Euphorie, die noch vor wenigen Wochen in der Kryptowelt herrschte, ist aktuell nicht mehr allzu viel übrig. Die Leitwährung Bitcoin fiel auf Wochensicht um rund 4 Prozent auf 113.000 US-Dollar. Noch härter trafen es Ethereum mit einem Minus von 8,65 Prozent, XRP mit einem Minus 8,49 Prozent. Ripples XRP rutschte damit unter die psychologisch wichtige Marke von 3 US-Dollar und notiert derzeit bei 2,91 US-Dollar. Solana verlor auf Wochensicht sogar knapp 13 Prozent. Der SOL liegt derzeit bei 162 US-Dollar. Der Fear and Greed Index fiel auf 48.
Noch vor wenigen Wochen sah das ganz anders aus. Mitte Juli erreichte der Bitcoin sein neues Allzeithoch von 123.000 US-Dollar. Analysten sprachen von einer beginnenden Sommerrallye, und optimistische Prognosen schossen wie Pilze aus dem Boden. Doch die letzten Tage sorgten für einen deutlichen Stimmungsumschwung. Was steckt hinter diesem plötzlichen Stimmungswechsel? Und ist die Rallye wirklich schon vorbei?
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ToggleDas technische Bild trübt sich ein
Charttechnisch zeichnete sich bereits seit Mitte Juli eine klassische Rising-Wedge-Formation ab, ein Muster, das von vielen Analysten als bärisches Signal interpretiert wird. Die steilere Aufwärtsdynamik war zunehmend von abnehmendem Handelsvolumen begleitet, ein typisches Zeichen für eine Überhitzung der Bewegung. Besonders kritisch: Die untere Trendlinie dieser Keilstruktur lag bei genau jenen 113.000 US-Dollar, unter die der Bitcoin-Kurs mehrfach zu rutschen drohte.

Ein signifikanter Bruch dieser Linie würde aus charttechnischer Sicht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine mittelfristige Korrektur mit sich bringen. Zwar konnte sich der Kurs bislang knapp darüber behaupten, doch das bullische Momentum scheint spürbar nachzulassen.
Makrofaktoren belasten die Stimmung
Auch die makroökonomische Großwetterlage trägt zur Unsicherheit bei. Die jüngsten US-Konjunkturdaten fielen schwächer aus als erwartet, was Spekulationen über eine mögliche Leitzinssenkung der Fed im Herbst neu befeuert hat. Das ist zwar eigentlich ein positives Signal für risikobehaftete Anlageklassen, gleichzeitig wächst aber die Sorge vor einer sich abschwächenden US-Wirtschaft. Der US-Präsident reagierte darauf gewohnt erratisch und ordnete an die Leiterin des Bureau of Labour Statistics Erika McEntarfer zu entlassen, wenige Stunden nachdem die Behörde gemeldet hatte, dass im Juli deutlich weniger Jobs geschaffen wurden als erwartet. Dazu kommen die erneut willkürlichen verhängten US-Zölle. In Kombination mit der geopolitischen Nervosität ergibt sich daraus ein toxisches Stimmungsbild, das viele Investoren zögerlich werden lässt.
Der Markt bleibt zweigeteilt
Während ein Teil des Marktes nun mit einer ausgedehnten Korrektur rechnet, bleiben andere Stimmen optimistisch zumindest auf mittlere Sicht. Denn trotz der kurzfristigen Schwäche ist das Angebot an handelbaren Bitcoins weiterhin rückläufig. Die Daten zeigen: Immer mehr Coins wandern in langfristige Wallets oder werden von institutionellen Investoren aufgekauft, die nicht auf kurzfristige Kursgewinne spekulieren. Erst vor rund einer Woche kaufte Strategy erneut 21.021 Bitcoin.
Dieser wachsende Angebotsdruck bei gleichzeitig stabiler oder sogar steigender Nachfrage bildet mittelfristig ein solides Fundament.
Ist der Aufwärtstrend gebrochen?
Entscheidend für die kurzfristige Richtung bleibt allerdings die Zone um 113.000 US-Dollar. Gelingt es Bitcoin, sich darüber zu halten, idealerweise mit einem klaren Schlusskurs über dem bisherigen Widerstand bei 114.800, wäre die Gefahr vorerst gebannt. Ein Bruch nach unten hingegen könnte eine Abwärtsbewegung bis in den Bereich von 106.000 bis 102.000 US-Dollar einleiten. Genau dort verläuft ein Cluster technischer Unterstützungen aus gleitenden Durchschnitten, Volumenprofilen und vorherigen Konsolidierungsphasen.
Auffällig ist: Trotz der wachsenden Nervosität bleibt eine echte Panik bisher aus. Das zeigt sich unter anderem an der vergleichsweise stabilen Derivatemarktstruktur und den noch moderaten Abflüssen aus den größeren Krypto-ETFs. Viele Marktteilnehmer scheinen auf eine klassische Konsolidierung zu setzen – nicht auf einen vollständigen Trendwechsel.
Langfristige Perspektive bleibt intakt
Trotz aller kurzfristigen Unsicherheiten gibt es wenig Zweifel, dass die fundamentalen Treiber für Bitcoin weiterhin intakt sind. Die begrenzte Verfügbarkeit und die zunehmende institutionelle Akzeptanz könnten für langfristig für steigende Kurse sprechen.
Ob der Sommer 2025 letztlich als der Moment in Erinnerung bleibt, in dem eine Rallye jäh unterbrochen wurde, oder als klassische Verschnaufpause auf dem Weg zu neuen Höhen, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.
Zuletzt aktualisiert am 3. August 2025