Der Niedergang des Dollars und der Aufstieg digitaler und physischer sicherer Häfen
- Der Anteil des US-Dollars an den Zentralbankreserven sank im ersten Quartal 2025 auf 57,74 % gegenüber 71 % im Jahr 2001, was auf eine Diversifizierung in Gold und digitale Vermögenswerte zurückzuführen ist. - Zentralbanken kauften im zweiten Quartal 2025 insgesamt 166 Tonnen Gold. 76 % erwarten bis 2030 einen Anstieg ihrer Goldbestände als geopolitische Absicherungsstrategie. - CBDCs und Kryptowährungen verändern die Portfolios. Die BRICS-Digitalsysteme stellen die Dominanz des Dollars in Frage, während US-Stablecoins der De-Dollarisierung entgegenwirken. - Investoren setzen jetzt Prioritäten auf grüne Anleihen, Schwellenmärkte und ...
Der Einfluss des US-Dollars auf die globale Finanzwelt nimmt ab. Laut dem COFER-Bericht (Currency Composition of Official Foreign Exchange Reserves) des IWF ist der Anteil des Dollars an den Zentralbankreserven von einem Höchststand von 71 % im Jahr 2001 auf 57,74 % im ersten Quartal 2025 gesunken. Dieser Rückgang ist auf eine Diversifizierung in Richtung Gold, nicht-traditionelle Währungen und aufkommende digitale Vermögenswerte zurückzuführen [1]. Diese Entwicklung spiegelt eine umfassendere Neuausrichtung der globalen Geldpolitik wider, da Zentralbanken und Investoren versuchen, sich gegen geopolitische Risiken, US-Finanzsanktionen und die strukturelle Überbewertung des Dollars abzusichern [1].
Der Goldrausch und die Entdollarisierung
Zentralbanken wenden sich zunehmend Gold als strategischem Reservevermögen zu. Die Umfrage des World Gold Council aus dem Jahr 2025 zeigt, dass 76 % der Befragten erwarten, dass Gold in den nächsten fünf Jahren einen höheren Anteil an ihren Reserven ausmachen wird, verglichen mit 69 % im Jahr 2024 [3]. Dieser Trend ist besonders in Schwellenländern ausgeprägt, wo 48 % der Zentralbanken planen, ihre Goldbestände im kommenden Jahr zu erhöhen [5]. Die Attraktivität von Gold liegt in seiner historischen Stabilität und seiner Rolle als nicht-staatlicher Schutz in Zeiten geopolitischer Unsicherheit [4]. Allein im zweiten Quartal 2025 kauften Zentralbanken 166 Tonnen Gold, was die wachsende Bedeutung dieses Vermögenswerts unterstreicht [4].
Unterdessen wird erwartet, dass die Dominanz des Dollars weiter abnimmt. Akademische Analysen deuten darauf hin, dass sein Anteil an den globalen Reserven bis 2035 auf 52 % sinken könnte, da Zentralbanken ein multipolares Währungssystem übernehmen [4]. Diese Entdollarisierung ist nicht nur zyklisch, sondern strukturell bedingt, ausgelöst durch US-Handelspolitik, Sanktionen und den Aufstieg regionaler Währungsblöcke wie BRICS [3]. So ist beispielsweise der Anteil des Euro an den Reserven im ersten Quartal 2025 auf 20,06 % gestiegen, während der Anteil des chinesischen Yuan, wenn auch bescheiden bei 2,12 %, eine zunehmende regionale Integration widerspiegelt [2].
Digitale sichere Häfen: CBDCs und Kryptowährungen
Während physische Vermögenswerte an Bedeutung gewinnen, verändern digitale Alternativen die Portfoliostrategien. Central Bank Digital Currencies (CBDCs) entwickeln sich zu einem entscheidenden Instrument zur Modernisierung von Währungssystemen. Eine GVAR-Studie (Global Vector Autoregression) aus dem Jahr 2025 hebt hervor, dass Retail-CBDCs in digital fortgeschrittenen Volkswirtschaften wie Großbritannien und Japan die finanzielle Stabilität erhöhen, während Wholesale-CBDCs die grenzüberschreitende Liquidität verbessern [1]. In Schwellenländern bergen CBDCs jedoch das Risiko, Instabilität zu verstärken, wenn sie nicht sorgfältig gestaltet werden [1].
Kryptowährungen, obwohl volatil, werden ebenfalls als Diversifizierungsoption in Betracht gezogen. Die Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in Ländern wie El Salvador und seine Aufnahme in Unternehmensbilanzen (z. B. Tesla) signalisieren eine Hinwendung zu dezentralen Vermögenswerten [3]. Gleichzeitig werden von der US-Regierung dollarbasierte Stablecoins als digitales Gegengewicht zur Entdollarisierung gefördert [3]. JPMorgan stellt fest, dass der Dollar zwar weiterhin im Handel und bei Devisentransaktionen dominiert, seine Rolle in den Anleihemärkten und Zentralbankreserven jedoch schwindet [3].
Strategische Portfolio-Umschichtung
Investoren richten ihre Portfolios neu aus, um sowohl physische als auch digitale sichere Häfen einzubeziehen. Die Schwächung des Dollars hat die Renditen europäischer und aufstrebender Aktienmärkte gesteigert, während grüne Anleihen, Gold und versicherungsgebundene Wertpapiere an Bedeutung gewinnen [1]. So schaffen beispielsweise die digitalen Zahlungssysteme der BRICS-Staaten und Chinas e-CNY-Initiative neue Kapitalströme und stellen die Hegemonie des Dollars in Frage [3].
Fazit
Der Rückgang des Dollars ist kein plötzlicher Zusammenbruch, sondern eine allmähliche Neuausrichtung der globalen Kapitalströme. Während Zentralbanken in Gold und CBDCs diversifizieren und Investoren Kryptowährungen erkunden, wird die Finanzlandschaft fragmentierter und widerstandsfähiger. Für Portfoliomanager ist die Lehre klar: Die Diversifizierung über physische und digitale Vermögenswerte hinweg ist in einer Ära geopolitischer Unsicherheit und technologischer Umbrüche keine Option mehr – sie ist eine Notwendigkeit.
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