Im Oktober 2025 vollzog das Bitcoin-Netzwerk still und leise einen weiteren Quantensprung in seiner Leistungsfähigkeit.
Das Bitcoin-Netzwerk hat erneut seine enorme Vitalität und Anziehungskraft unter Beweis gestellt. Bis zum 20. Oktober 2025 erreichte die Bitcoin-Hashrate mit 1.161 EH/s ein neues Allzeithoch und übertraf damit alle bisherigen Rekorde. Die darauf folgende Anpassung der Mining-Schwierigkeit trieb diese sogar auf einen historischen Höchststand von über 150T.
Obwohl der Bitcoin-Preis in letzter Zeit Schwankungen unterlag und im Oktober von 121.000 US-Dollar auf unter 105.000 US-Dollar fiel, scheinen die Miner nicht zurückzuweichen. Im Gegenteil, sie investieren weiterhin entgegen dem Trend und zeigen damit ihr starkes Vertrauen in den mittel- bis langfristigen Wert.
I. Das Zeitalter von 150T: Das Ende und der Anfang des Hashrate-Wettlaufs
Der Hashrate-Höchstwert von 1.161 EH/s ist weit mehr als nur eine Rekordzahl. Er steht für den Aufbau eines globalen, niemals stillstehenden Hashrate-Motors. Dieser Motor schützt das dezentrale Hauptbuch mit einer Rechenleistung, die das kombinierte Niveau aller Supercomputer der Welt um ein Vielfaches übersteigt, sodass die Kosten für einen Angriff für jede rationale Entität untragbar werden.
Die Erreichung dieses Meilensteins basiert auf mehreren zentralen Säulen:
● Durchbruch der physischen Grenzen der Mining-Hardware: Im Jahr 2025 sind Mining-Geräte mit 3-Nanometer-Technologie und fortschrittlicheren Fertigungsverfahren zur absoluten Hauptkraft geworden. Ihre Energieeffizienz liegt allgemein unter 20J/TH, was bedeutet, dass bei gleicher Stromzufuhr die Rechenleistung exponentiell steigt.
● Feinabstimmung des globalen Energiearbitrage-Geschäfts: Mining ist zu einer Schlüsselrolle im Ausgleich des globalen Energiemarktes geworden. Von Begleitgas im Nahen Osten, Windenergie in Nordamerika bis hin zu Wasserkraft in Sibirien – zuvor verschwendete Randenergie wird effizient kapitalisiert und in nicht replizierbare digitale Vermögenswerte umgewandelt.
● Festes Vertrauen in den langfristigen Wert: Miner sind die überzeugtesten Bullen in der Bitcoin-Welt. Sie investieren Hunderte von Millionen Dollar, basierend auf einer starken Erwartung des zukünftigen Bitcoin-Werts in den kommenden Jahren. Das aktuelle Hashrate-Niveau ist der direkteste physische Ausdruck dieses Glaubens.
Doch das wohl genialste Design des Bitcoin-Netzwerks – der Schwierigkeitsanpassungsmechanismus – reagierte sofort darauf. Anfang Oktober wurde die Netzwerkschwierigkeit auf über 150 T angehoben. Was bedeutet diese Zahl? Kurz gesagt, die für das Finden eines Blocks erforderliche Rechenleistung ist im Vergleich zu den Anfangszeiten von Bitcoin um mehr als 20 Milliarden Mal gestiegen. Es ist wie ein Marathon, bei dem alle Läufer ständig beschleunigen und das Organisationskomitee die Strecke immer weiter verlängern muss, damit der Sieger stets nach etwa 10 Minuten ermittelt wird.
II. Überlebensschwelle: Segmentierung und Wettbewerb unter Minern
Der Anstieg der Schwierigkeit wirkt wie eine plötzlich errichtete hohe Mauer, die die Miner klar voneinander trennt. Diese Segmentierung dreht sich um zwei zentrale Kostenkonzepte:
● Zunächst die allgemeine Anhebung des „Abschalt-Preises“.
Am Beispiel eines vor zwei Jahren gängigen Mining-Geräts: Vor der Schwierigkeitsanpassung konnte es bei einem Bitcoin-Preis von 70.000 US-Dollar noch profitabel laufen. Nach Überschreiten der 150T-Schwelle sinkt die Produktion jedoch drastisch, und um die unveränderten Stromkosten zu decken, müsste der Bitcoin-Preis auf etwa 80.000 US-Dollar steigen, um weiter betrieben zu werden. Diese neue Überlebenslinie drängt viele ineffiziente Altgeräte an den Rand des Ausstiegs.
● Von strategischer Bedeutung ist die systematische Anhebung der „durchschnittlichen Produktionskosten im gesamten Netzwerk“.
Profitabel bleiben unter den aktuellen Bedingungen fast nur noch große Mining-Farmen mit den neuesten Geräten. Diese Top-Geräte sind zwar leistungsstark, aber ihre Anschaffungskosten und Abschreibungen sind ebenfalls enorm. Unter Berücksichtigung von Hardware, Strom, Betrieb und Finanzierung zeigen Branchenanalysen, dass die durchschnittlichen Mining-Kosten im gesamten Netzwerk auf 78.000–85.000 US-Dollar gestiegen sind.
Diese hohen Kosten formen eine völlig neue Minerlanschaft:
● Aussteiger und Wanderer: Miner mit alten Geräten stehen vor der Wahl: Komplett aussteigen oder die Geräte in die letzten Strompreis-Oasen der Erde verlagern? Ihr Rückzug ist an sich schon eine Effizienzsteigerung des Netzwerks.
● Dominierende und Belastete: Große börsennotierte Mining-Unternehmen sichern sich dank Kapitalvorteilen die Vorherrschaft bei der neuen Hashrate-Generation, tragen aber auch enorme finanzielle Lasten – Gerätekredite und Aktionärserwartungen zwingen sie, kontinuierlich zu produzieren und einen Teil der Bitcoins zu verkaufen.
● Strategische Horter: Eine Gruppe besonders vorausschauender Miner verfolgt eine ganz andere Strategie. Sie glauben, dass der aktuelle Preis den langfristigen Wert von Bitcoin noch nicht widerspiegelt. Daher nutzen sie die durch effiziente Geräte erzielten Gewinne, um den Großteil der neuen Produktion strategisch in Cold Wallets zu horten. Für sie ist der langfristige Ertrag aus dem Horten von Bitcoin auf dieser hohen Kostenbasis deutlich größer als ein sofortiger Verkauf.
Diese strukturellen Veränderungen führen zu komplexem Verhalten der Miner. Einerseits zeigen die Miner-Reserven im Oktober insgesamt einen Aufwärtstrend, was auf eine dominierende Hortungsmentalität hindeutet; andererseits gab es zur Monatsmitte auch phasenweise groß angelegte Verkäufe aufgrund von Gewinnzwang. Das zeigt, dass die Miner keine homogene Gruppe sind, sondern ihr Verhalten differenziert und dynamisch ist. Insgesamt aber dämpfen die hohen Kosten den Drang zu unkontrollierten Verkäufen.
III. Wertfundament: Preislogik im Zeitalter hoher Kosten
Vor dem Hintergrund neuer Höchststände bei Hashrate und Schwierigkeit erfährt die Preislogik von Bitcoin einen grundlegenden Wandel.
1. Die Kostenkluft ist zum Fundament des Werts geworden
● Die durchschnittlichen Produktionskosten von 78.000–85.000 US-Dollar im gesamten Netzwerk bilden das stabilste „Sicherheitsnetz“ für den Bitcoin-Preis. Diese Preisspanne stellt den minimalen wirtschaftlichen Anreiz dar, um die aktuelle Netzwerksicherheit aufrechtzuerhalten. Liegt der Marktpreis langfristig darunter, werden viele Miner unrentabel und schalten ab, was zu einem Rückgang der Hashrate, einer Senkung der Schwierigkeit und einer automatischen Suche des Netzwerks nach einem neuen, niedrigeren Gleichgewichtspunkt führt.
● Dieser Prozess ist zwar schmerzhaft, sichert aber die langfristige Widerstandsfähigkeit des Systems. Die stetig steigenden Produktionskosten bieten dem Bitcoin-Preis somit einen dynamischen, aber klaren Wertboden.
2. Hashrate ist eine „verzögerte Bestätigung“ des Vertrauens
Es muss klargestellt werden: Das Wachstum der Hashrate bestätigt das vergangene Vertrauen, ist aber keine Prognose für den zukünftigen Preis. Die aktuelle 1.161 EH/s ist das Ergebnis massiver Investitionen der Miner, nachdem positive Entwicklungen wie die Zulassung von Bitcoin-ETFs, beschleunigte institutionelle Adoption und makroökonomische Veränderungen bereits eingetreten sind. Das heutige Hashrate-Allzeithoch ist daher eher ein solides Fundament für bereits erfolgte Wertentdeckungen.
3. Das Spiel auf neuem Niveau
Angesichts derart hoher Produktionskosten sucht der Markt nach dem nächsten Katalysator für eine Wertsteigerung. Hohe Kosten bilden die Untergrenze, aber für neue Aufwärtsbewegungen braucht es stärkere Impulse von der Nachfrageseite, etwa:
● Noch mehr Mainstream-Finanzinstitute nehmen Bitcoin als legitime Anlageklasse in ihre Portfolios auf.
● Durchbruchartige Entwicklungen im Bitcoin-Layer2-Ökosystem, die eine Evolution von „digitalem Gold“ hin zu einem „Abwicklungsnetzwerk“ ermöglichen.
● Zunehmende Unsicherheit in der globalen Makroökonomie, die den Status von Bitcoin als Absicherungswert stärkt.
IV. Herausforderungen hinter dem Hashrate-Wachstum
Das rasante Wachstum der Hashrate ist nicht ohne Schattenseiten. Mit dem weiteren Anstieg der Hashrate verstärkt sich der Profitabilitätsdruck auf die Miner.
AiCoin-Daten zeigen, dass trotz Rekord-Hashrate die Einnahmen der Bitcoin-Miner sinken – der Hash-Preis ist in den letzten 30 Tagen um 15,61 % gefallen.
● Vor einem Monat, am 18. September, lag der Hash-Preis – also der Preis, den man pro Sekunde und PetaHash (PH/s) erzielen konnte – bei 54,71 US-Dollar. Bis zum 18. Oktober war dieser Wert auf 46,17 US-Dollar pro PetaHash gefallen.
Mehr Hashrate bedeutet also nicht immer mehr Gewinn.
● Gleichzeitig stieg auch die Mining-Schwierigkeit im Netzwerk sprunghaft an. Am 16. Oktober lag die durchschnittliche Blockzeit bei langsamen 10 Minuten und 21 Sekunden.
● Bis zum 18. Oktober verkürzte sich die durchschnittliche Blockzeit auf 9 Minuten und 29 Sekunden, was die Prognose für die nächste Schwierigkeitsanpassung am 29. Oktober 2025 neu definierte.
● Damals wurde ein Anstieg von 3,39 % prognostiziert – bis zum 18. Oktober war diese Schätzung bereits auf 5,43 % gestiegen.
V. Potenzielle Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis
Welche Auswirkungen hat das anhaltende Wachstum der Bitcoin-Hashrate auf den Marktpreis?
● Analysen zeigen, dass kurzfristig ein Hashrate-Anstieg den Preis stützen kann, die mittel- bis langfristigen Auswirkungen jedoch komplexer sind. Es wird oft angenommen, dass Veränderungen der Bitcoin-Hashrate den BTC-Preis beeinflussen. Tatsächlich ist das aber nicht so.
● Die eigentliche Dynamik ist, dass die Marktwertveränderung von BTC die Hashrate beeinflusst, nicht umgekehrt.
Daher ist es – abgesehen von bestimmten Ausnahmen – nicht realistisch, Preisbewegungen anhand von Hashrate-Trends vorherzusagen. Wenn Miner gezwungen sind, große Mengen BTC zu niedrigen Preisen zu verkaufen, um Stromrechnungen in Fiat zu bezahlen, könnte dies den Verkaufsdruck erhöhen.
● Die Daten zeigen jedoch, dass der Verkaufsdruck seit dem 12. Oktober tatsächlich gesunken ist. Das bedeutet, dass Miner noch nicht begonnen haben, ihre BTC-Reserven in großem Stil zu verkaufen.
● Historische Daten zeigen, dass ein Anstieg der Hashrate oft mit einem deutlichen Anstieg des Bitcoin-Preises einhergeht.
So erreichte die Hashrate des Bitcoin-Netzwerks im März 2025 ein neues Allzeithoch, während der Bitcoin-Preis im gleichen Zeitraum von 65.000 US-Dollar auf 72.000 US-Dollar stieg. Diese Korrelation deutet auf eine starke bullische Stimmung bei Minern und Investoren hin, die den Anstieg der Netzwerksicherheit als positives Signal für den Wert von Bitcoin sehen.
Indikator | Aktueller Wert (2025.10) | Historischer Vergleich | Preisauswirkung |
Hashrate | 1.161–1.241 EH/s | ATH +20% (vs. 2024) | Positiver Vorlauf, stützt Erholung |
Schwierigkeit | 146,72 T | +15% QoQ | Kurzfristig geringere Gewinne, Volatilität ↑ |
Hash-Preis | $47–49/TH/s | -8% WoW | Neutral, bei < $40 Preisalarm |
BTC-Preis | ~$108.833 | +25% YTD | Bullenmarkt hält an, aber hohe Volatilität |
Quelle: AiCoin, zusammengestellt
VI. Fazit: Zwischen Schatten und Glanz der Hashrate
Mit Blick auf die Zukunft könnte die Bitcoin-Mining-Branche zwei große Trends zeigen: Erstens bleibt der globale Hashrate-Wettbewerb intensiv, zweitens wird die Effizienz der Miner zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
Mit neuen Allzeithochs bei der Hashrate steigt auch die Widerstandsfähigkeit des Bitcoin-Netzwerks gegen Angriffe deutlich. Das zeigt ein gestärktes Vertrauen in die Netzwerksicherheit und könnte sich positiv auf den Marktpreis von Bitcoin auswirken. Ein Anstieg der Hashrate kann zu größerer Stabilität und Widerstandsfähigkeit führen.
Gleichzeitig könnten Miner mit einer Konsolidierung der Branche konfrontiert werden. Mit verschärften Netzwerkbedingungen könnten kleinere Betreiber stärker unter Druck geraten als industrielle Groß-Miner. Wenn sich die Marktdynamik nicht bald ändert, könnte sich die Konsolidierung der Branche beschleunigen – zum Vorteil derjenigen Unternehmen, die bereits bei Kosten, Energiezugang und langfristiger Strategie optimiert sind.
